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Thüringen bekommt eine Internationale Bauaaustellung (IBA)

Nachricht, veröffentlicht am 14.06.2011 von Doreen Handke

Das Thüringer Kabinett hat am 14.Juni 2011 die Durchführung einer Internationalen Bauausstellung „IBA Thüringen“ beschlossen. Die vom Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr (TMBLV) konzipierte Machbarkeitsstudie dokumentiert überzeugend, dass die Ausrichtung einer Internationalen Bauausstellung ein großes Chancenpotenzial für Thüringen eröffnet. „Damit haben wir in nur sechs Vorbereitungsmonaten ein positives Votum der Landesregierung zur Realisierung einer IBA Thüringen herbeigeführt“, erklärte Landesentwicklungsminister Christian Carius nach der Kabinettsitzung in Erfurt.

„Mit der IBA Thüringen“, so der Minister weiter, „bedient sich der Freistaat eines international einzigartigen Instruments erfolgreicher Planungs-, Stadt- und Regionalpolitik. Die IBA Thüringen wird auf neuen, experimentellen Wegen innovative Projekte entwickeln, mit denen der demografische, energetische und soziokulturelle Wandel beispielgebend gestaltet werden kann. Die IBA Thüringen ist ein Zukunftsprojekt und das ganze Land, alle Thüringerinnen und Thüringer, sind eingeladen, beim Wettbewerb um die besten Ideen mitzumachen. Im Kern wird es dabei um die Thüringer Kulturlandschaft gehen, deren Qualität erhalten, gesichert und gesteigert werden soll.“ Das erklärte Landesentwicklungsminister Christian Carius nach der Kabinettsitzung in Erfurt.
Die IBA Thüringen wird unter dem Motto „IBA Thüringen – Wandel wird Kulturlandschaft“ stehen. Sie bezieht sich auf das ganze Land als Handlungsraum und setzt auf die übergreifende Betrachtung von Stadt und Land. Der Fokus liegt dabei auf einem stadt-landschaftlichen Lebensmodell als eigenständigen, positiv besetzten und zukunftsfähigen Lebensentwurf. In diesem Kontext möchte die IBA Thüringen neue, modellhafte Lösungen beispielsweise im Bereich der Daseinsvorsorge und der Energieversorgung entwickeln. Methodisch wird die IBA Thüringen in dezentralen Werkstätten arbeiten. Dabei setzt sie auf eine intensive Kooperation mit der Thüringer Hochschullandschaft, um die dort vorhandene wissenschaftliche Fachkompetenz eng in ihre Arbeit einzubinden.
„Unsere IBA befindet sich in guter Gesellschaft“, so Carius. „In Hamburg und Basel finden derzeit ebenfalls IBA-Projekte statt und Berlin und Heidelberg bereiten Internationale Bauausstellungen vor. Das zeigt, wie populär das Format ‚Internationale Bauausstellung’ ist, weil mit der Etablierung ein starker positiver Entwicklungsschub einhergeht. Thüringen ist mit dem heutigen Kabinettbeschluss einen guten Schritt auf dem Weg zu einer erfolgreichen Internationalen Bauausstellung vorangekommen. Jetzt müssen die notwendigen rechtlichen und organisatorischen Strukturen für die IBA Thüringen geschaffen werden, damit die konkrete Arbeit losgehen kann. Ich freue mich auf eine erfolgreiche IBA Thüringen.“

Hintergrund

Im Koalitionsvertrag vom Oktober 2009 fixierte die Landesregierung das Ziel, eine Internationale Bauausstellung im Rahmen einer Qualitätsoffensive Bauen anzustreben. Seit Herbst 2010 wurde unter Federführung des Ministeriums für Bau, Landesentwicklung und Verkehr und in Kooperation mit der Bauhaus-Universität Weimar eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, die heute vom Kabinett beschlossen wurde.

Die IBA Thüringen wird ein 12-jähriger Prozess sein. Das Jahr 2019 wird ein dominantes Jahr sein, das von Staatlichem Bauhaus, Weimarer Republik und dem Wegfall des Solidarpakts geprägt ist. Das Abschluss-Jahr 2023 der IBA korrespondiert mit dem Jahrhundert-Jubiläum der ersten großen Bauhaus-Ausstellung.

Nachfolgend dokumentiert das TMBLV ein IBA-Dossier:

IBA.Anlass – Warum eine IBA in Thüringen?

Thüringen steht vor anspruchsvollen Zukunftsaufgaben. Sie entstehen durch komplexe
Prozesse des Wandels – durch den demografischen und soziokulturellen Wandel, den
Wandel im Umgang mit natürlichen Ressourcen und dabei insbesondere durch den
energetischen Wandel. Diese Aufgaben müssen künftig vor dem Hintergrund empfindlich
reduzierter finanzieller Spielräume der öffentlichen Haushalte gestaltet werden.
Dies zwingt zu vielschichtigen Anpassungsprozessen, die in den bestehenden Akteurskonstellationen und mit den gewohnten Handlungsmustern nur bedingt zu lösen sein werden. Notwendig ist ein Raum für grundsätzliche Überlegungen, für ein Innehalten und Bündeln vorhandener Kräfte, ein Experimentieren auf neuen Wegen, um Strategien, Innovationen und Projekte zu entwickeln, die Antworten auf die identifizierten Fragen der Zukunft geben können.

Ausgehend von Vorüberlegungen der Ingenieur- und Architektenverbände verständigten
sich die beiden Regierungsparteien der Thüringer Landesregierung in ihrer Koalitionsvereinbarung vom Oktober 2009 darauf, die Möglichkeiten einer Internationalen Bauausstellung (IBA) im Rahmen einer »Qualitätsoffensive Bauen« zu nutzen. Seit Herbst 2010 hat eine im Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr angesiedelte Projektgruppe hierzu eine Machbarkeitsstudie erarbeitet. Der Prozess wurde durch die Bauhaus-Universität Weimar beratend begleitet; Zwischenergebnisse wurden mit zentralen Thüringer Akteuren aus Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft abgestimmt und in einem interdisziplinär besetzten Expertenworkshop diskutiert. Auf der Grundlage der Machbarkeitsstudie hat das Thüringer Kabinett in seiner Sitzung am 14. Juni 2011 durch Durchführung der IBA Thüringen beschlossen.


IBA.Ort – Wo findet die IBA statt?

Handlungsraum der IBA Thüringen ist die gesamte Fläche des Freistaats – ein ganzes
Land wird IBA. Denn die Prozesse des Wandels betreffen den gesamten Freistaat und
bedürfen der zusammenhängenden Gestaltung von Stadt und Land, der übergreifenden
Betrachtung der Thüringer Kulturlandschaft. Diese weist eine markante Siedlungs- und
Landschaftsstruktur auf. Nicht Verdichtungsräume sind charakteristisch, sondern ein
historisch gewachsenes, kleinteiliges und polyzentrisches Netz aus Dörfern, Klein- und
Mittelstädten begleitet von abwechslungsreichen Landschaftsräumen – ein spannungsvolles System aus Tradition und Fortschritt.

Mit dieser Struktur steht Thüringen Pate für das räumliche Phänomen des Siedlungsnetzes mit kleinteiligen Verdichtungsräumen, das weltweit existiert und sich auch international mit durchaus vergleichbaren Herausforderungen konfrontiert sieht. Die IBA Thüringen stellt ein stadt-landschaftliches Lebensmodell als eigenständigen, positiv besetzten und zukunftsfähigen Lebensentwurf in den Mittelpunkt einer Internationalen Bauausstellung.


IBA.Programm – Was thematisiert die IBA?

Thüringen muss Antworten auf die komplexen Fragen entwickeln, die sich aus den
demografischen, energetischen, soziokulturellen und finanziellen Wandlungsprozessen
ergeben. Sie treffen im Freistaat auf eine besondere Kulturlandschaft, deren Werte
ebenso historisch gewachsen sind wie ihre sichtbare Gestalt. Diese wird durch die Prozesse des Wandels nachhaltig verändert. Mit der IBA möchte Thüringen das Phänomen des Wandels positiv belegen und aktiv den damit verbundenen Herausforderungen begegnen. Dabei möchte sie ein produktives Gleichgewicht zwischen dem Erhalt der Werte der Kulturlandschaft und dem aktiven Gestalten des Wandels finden.

Die IBA Thüringen nähert sich ihrem Handlungsraum – der Thüringer Kulturlandschaft
– in drei Innovationsräumen, in denen die identifizierten Wandlungsprozesse wirksam
werden:

»Orte«, verstanden als die Lebens-, Wohn- und Arbeitsorte Thüringens; Siedlungen und
Städte, sowohl einzeln als auch im Kontext der Region; besondere kulturhistorische Orte
ebenso wie Orte der Alltagskultur; vom Gebäude bis zum Siedlungsraum.

»Netze«, verstanden als die verbindenden Strukturen Thüringens; Netze der Ver- und
Entsorgung und der Mobilität; virtuelle, soziale und persönliche Netzwerke; Wissens- und
Kompetenznetzwerke sowie regionale Netze und Kreisläufe.

»Landschaften«, verstanden als die Freiräume Thüringens; Felder, Wälder, Berg- und
Wasserlandschaften, Park- und Brachlandschaften; den Siedlungsraum einbindende und
in den Siedlungsraum hineinreichende Landschaften.

Verknüpft mit allen drei Innovationsräumen ist das Innovationsfeld »Werte, Normen,
Standards«. Es thematisiert und hinterfragt die gesellschaftlichen und rechtlichen
Rahmenbedingungen, die bestimmte Handlungslogiken und -ansätze bevorzugen und
andere behindern und damit die heutige Gestalt der Thüringer Kulturlandschaft wesentlich bestimmen.

IBA.Zeit – Wann ist IBA?

Die IBA Thüringen wird ein zwölfjähriger Prozess sein. Dieser Zeitraum wird durch Ereignisse mit deutschlandweiter bis internationaler Bedeutung gegliedert. Das Jahr 2019
ist ein wichtiges Jahr der IBA Thüringen. Mit den historischen Bezügen zum Staatlichen
Bauhaus und der Weimarer Republik sowie mit dem in diesem Jahr auslaufenden Solidarpakt entsteht ein zeitgeschichtliches Spannungsverhältnis, das die IBA Thüringen in ihre inhaltliche Konzeption einbindet.

Das Abschlussjahr der IBA Thüringen wird aber das Jahr 2023 sein, das Jahr des 100.
Jubiläums der ersten großen Bauhaus-Ausstellung. Ausgehend vom Jahr 2011 ist der
bis 2019 verbleibende Zeitraum zu kurz, um den Prozess der IBA Thüringen in Gang zu
bringen und konkrete Ergebnisse zu generieren. Darüber hinaus ändern sich gerade im
Jahr 2019 zentrale Rahmenbedingungen in Thüringen. Insbesondere diese neue Phase
möchte die IBA Thüringen begleiten und die Tragfähigkeit ihrer Ansätze vor dem Hintergrund der wegfallenden Mittel des Solidarpaktes überprüfen.


IBA.Prozess – Wie arbeitet die IBA?

Die IBA Thüringen etabliert einen »Ausnahmezustand auf Zeit«, der unkonventionelles
Denken zulässt, in dem Neues und Zukunftsweisendes entstehen kann. Dazu sind alle
eingeladen, die Interesse an der Gestaltung der Zukunft haben. IBA heißt Kooperation!

Die IBA Thüringen will vor allem durch die Bündelung und Vernetzung von vorhandenen
Potenzialen im Land neue Kooperationsformen initiieren und erproben. Sie wird dabei
eine impulsgebende, koordinierende, qualifizierende und prozessoptimierende Funktion
übernehmen. Sie will Innovationen anstoßen, die als unmittelbarer Mehrwert auf der
qualitativen, ökonomischen und politischen Ebene in den Projekten sichtbar werden.


IBA.Organisation – Wer trägt die IBA?

Da die IBA Thüringen das ganze Land als ihren Handlungsraum begreift, muss sie
auch in ihrer Organisationsstruktur der kleinteiligen, polyzentralen Kulturlandschaft
Thüringens gerecht werden. Deshalb sollen dezentrale IBA-Werkstätten als Räume der
Information, Kommunikation und Kooperation etabliert werden. Sie werden an die
Hochschulen des Landes angebunden und bauen auf deren jeweiligen inhaltlichen Profilen auf. Als verbindendes Element wird eine IBA-Geschäftsstelle eingerichtet, die den
repräsentativen, steuernden und kommunikativen Beitrag zur IBA Thüringen übernimmt.
Der Geschäftstelle und den Werkstätten werden als beratende Gremien ein IBA-Fachbeirat und ein IBA-Hochschulrat zur Seite gestellt.

Die organisatorische Struktur der IBA Thüringen wird im Wesentlichen aus Haushaltsmitteln des Freistaats finanziert werden. Für die Anfangsjahre 2012 – 2015 werden voraussichtlich Kosten in Höhe von rund 1,2 Millionen Euro taxiert. Für die Realisierung der IBA-Projekte wird darüber hinaus kein zusätzliches öffentliches Förderprogramm aufgelegt. Vielmehr kann auf die bewährten Programme zurückgegriffen werden, wobei IBA-Projekte prioritär gefördert werden sollen.

Quelle: Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr

www.iba-thueringen.de

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